Bächle, Gässle, Mord
- Erika Wagner-Dessau
- 20. Dez. 2018
- 2 Min. Lesezeit
Kriminalroman
Autor: Ute Wehrle
Nach den letzten Büchern ist meine Psyche am Ende, ich bekomme Depressionen und Zukunftsängste, ich muss dringend mal was anderes lesen. Warum nicht diesen Krimi, ich habe ihn schon vor einiger Zeit zum Geburtstage geschenkt bekommen. Der Tatort ist meine ehemalige Wahlheimat in der ich sehr lange gelebt habe, das könnte recht interessant sein.
Der Ort des Geschehens ist Freiburg, leider konnte ich mir die exorbitanten mieten mit meinem eher dürftigen Alters-Almosen nicht mehr leisten, daher bin ich in den rebellischen Osten ausgewandert, nach Sachsen Anhalt. Zwar bin ich gebürtig aus Nordrhein Westfalen und entstamme direkt dem Milieu einer Zechensiedlung, aber in Freiburg habe ich immerhin vierzig Jahre gelebt.
Der Sound meiner Stimme ist längst süddeutsch eingefärbt und outet mich schnell als Wessie.
Aber mir gefällt Dessau, vor allem die fantastische Natur um Dessau und die ungewohnte Weite.
Aber zurück zum Buch,
in der Touristenmetropole Freiburg wird eine Gästeführerin erschossen aufgefunden und plötzlich färben sich die Bächle in der Innenstadt blutrot und im Stadtgarten, der eher ein Gärtchen ist, baumeln Schaufensterpuppen. Katharina Müller, Redakteurin beim Freiburger Regio-Kurier und Hauptkommissar Jürgen Weber ermitteln.
Das kleinbürgerliche, spießige Gutmenschenniveau der Wiehre, dass ich aus eigener Erfahrung gut kenne, wird hier einfach großartig beschrieben. Es sind durchaus liebenswerte Menschen die dort leben, aber irgendwie auch ein bisschen weltfremd und genau das wird in dem Buch mit einer Brillanz beschrieben die einfach ganz großes Kino ist. Sehr humorvoll beschrieben und für alle die sich dort auskennen, ein echter Leckerbissen.
Die Autorin hat eine wirklich hervorragende Beobachtungsgabe die den Roman äußerst lebendig und authentisch macht. Sehr treffend fand ich auch die Beschreibung des Bürgermeisters. Wer ihn kennt weiß welcher OB da gemeint ist.
Genau der den ich vor meinem Abschied in Freiburg noch abgewählt habe, weil ich diesen arroganten, größenwahnsinnigen, abgehobenen Typ noch nie ab konnte. Seine Machtgier wird scheinbar nur noch von seiner Geldgier übertroffen und was der aus dieser Stadt gemacht hat, ist einfach unbeschreiblich. Hotels, Hotels und nochmal Hotels und dann noch bewohnbare Schuhschachteln die dicht an dicht gebaut sind, so dass man von einem Balkon zum anderen Spucken kann.
Um Hotels und Investoren geht es in dem Buch auch und da fällt der hochnäsige Herr dann doch ein wenig auf´s Maul was ihm denn auch von Herzen gegönnt wird.
Allerdings ist das Buch auch für die Nichtalemannen durchaus amüsant und lesenswert. Also nicht nur für Gälfiaßler eine unterhaltsame, spannende Story.

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